
Wir schreiben das Jahr 1905. Ein einsamer Mensch reitet nicht weit von Syrakus, der zauberhaften Stadt an der Ostküste Siziliens, auf seinem Pferd durch die tiefen Schluchten des Flusses Anapo zwischen Sortino und Ferla. An seiner guten Kleidung und Ausstattung des Pferdes erkennt man, dass er kein Bauer ist. Er ist nicht bewaffnet, er ist auch nicht in dunkle Geschäfte verwickelt.
Wer ist dieser vornehme Reiter? Es handelt sich um Paolo Orsi, einen berühmten Archäologen. Geboren in Tirol, hat er in Wien, Padua und Rom studiert. Seine große Faszination gilt Sizilien. Er war ein großer Erforscher der prähistorischen Zeit der Insel.

Was macht Orsi am Anapofluss? Er will keinen Papyrus sammeln, der dort wild wächst. Er ist auch nicht fasziniert von den atemberaubenden Schluchten, die der Anapo und sein Zufluss Cassaro in die Landschaft geschnitten haben. Er ist gekommen, um die 5.000 Grabkammern zu erforschen, die die Menschen in der späten Bronzezeit und frühen Eisenzeit in den Kalkstein der Schluchten gegraben haben. Der Ort heißt Pantalica, entstanden 1300 Jahre vor Chr., er soll die Hauptstadt der Sikuler, der Ureinwohner Siziliens, gewesen sein. Durch die tiefen Schluchten des Anapo und des Cassaro ist eine Art Landzunge entstanden, die nur von einer Seite erreichbar ist. Und diesen Zugang hatten die Sikuler perfekt befestigt, so dass keine Feinde Zugang in das Gebiet fanden.
Die Sikuler hinterließen der Nachwelt die größte Höhlenstadt Europas. Anlass genug für die UNESCO, Pantalica in die Liste der Weltkulturerbe aufzunehmen. Pantalica ist aber nur eins der zahlreichen Welterbe-Denkmäler, die Sizilien zu bieten hat und die jedes Jahr viele Besucher auf die Insel bringen.
Obwohl Pantalica seit 2005 auf dieser Liste steht, ist es etwas abseits der großen Touristenströme geblieben. Aber es lohnt sich, mindestens einen Tag diesem Wunder der Natur und der prähistorischen Bevölkerung Siziliens zu widmen. Die Gegend steht natürlich unter Naturschutz. Man kann mit dem Auto von Sortino oder von Ferla die Gegend erreichen. Dann geht es weiter zu Fuß. Es ist Natur pur, keine Restaurants oder Pizzerien! Daher: Wasser und Proviant mit sich nehmen. Wer trainiert ist, kann den ganzen Tag in Schluchten und auf Höhen verbringen, einmalige Panoramen erleben und viele Grabkammern besuchen.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Grotten übrigens als Wohnungen oder als kleine Kapellen benutzt, und dies macht den Besuch noch interessanter. Die Inhalte der Grotten, die die Archäologen gesichert haben, findet man im Archäologischen Museum „Paolo Orsi“ von Syrakus.
Noch ein Tipp: Nach dem Besuch von Pantalica lohnt sich ein Abstecher ins Restaurant Scrigno dei Sapori in Palazzolo Acreide
Internet: https://www.pantalica.org/von-pantalica
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