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Waren die Wikinger wirklich auf Sizilien? Ja, 130 Jahre lang!

Aktualisiert: 7. Sept. 2020

Die Wikinger, auch Nordmannen genannt, waren bekanntlich ziemlich raue Burschen. Im frühen Mittelalter haben sie vor allem die Küsten von Nordeuropa terrorisiert. Einige Stämme wurden später „zahmer“ und siedelten sich im Nordwesten Frankreichs an. Diese Gegend heißt daher noch heute Normandie. Einige Gruppen der Normannen gingen ins heutige Großbritannien und besetzten die Insel. Einige Gruppen ritten bis nach Italien und kaperten im Süden der Apenninenhalbinsel mehrere Gebiete, die sie den schwachen Langobarden wegnahmen. Aus der Normandie strömten später immer neue Krieger, angezogen von den Chancen, die sich ihnen in Süditalien eröffneten.


Innensicht der Cappella Palatina - für viele Besucher die schönste Kirche der Welt

Roger und Robert d’Hauteville waren zwei besonders ehrgeizige Normannenführer. Sie hörten, dass Sizilien einen fruchtbaren Boden besaß und dass die Araber, welche die Insel weitgehend beherrschten, viele Schätze angesammelt hatten. Also beschlossen sie, die reiche Insel den Arabern wegzunehmen. Dafür hatten sie sogar den Segen des Papstes, dem die Muslime auf Sizilien ein Dorn im Auge waren. Innerhalb von zwölf Jahren, von 1060 bis 1072, besetzten sie große Teile der Insel. Die Normannen waren starke Krieger, wenige tausend Mann konnten viel größere arabische Heere schlagen. Im Jahr 1091 wurde der Feldzug der Normannen auf Sizilien vollendet.

Graf Roger, erster normannischer Herrscher Siziliens, zeigte sich nicht nur als ein starker Krieger, sondern auch als fähiger Diplomat und Staatsmann. Unter seiner Herrschaft begann eine Ära von 100 Jahren, in denen Sizilien florierte und noch reicher wurde. Grundlage für diesen politischen und wirtschaftlichen Erfolg war ein starker Staat und die Gleichwertigkeit aller Ethnien und Religionen gegenüber dem Gesetz: Sizilianer, Normannen, Araber, Griechen..alle hatten gleiche Rechte und Pflichten.

Die Normannen brachten Sizilien wieder in den europäischen Raum: Sie führten das Feudalsystem ein, gründeten viele Bistümer und Klöster, ließen Bischöfe und Äbte aus Nordeuropa kommen. Die lateinische Sprache wurde wieder Amtssprache. Die vielen Reichtümer, die sie vorfanden, nutzten sie, um eine rege Bautätigkeit in Gang zu setzen. Die drei wichtigsten normannischen Könige - Roger II, Wilhelm I und Wilhelm II - ließen die schönsten Kathedralen, die wir heute noch bewundern, errichten und prächtige Paläste bauen. Wer heute nach Sizilien fährt, kann die Kathedralen von Palermo, Monreale und Cefalù besuchen und bestaunen. Mehr noch: den königlichen Palast mit der einzigartigen Cappella Palatina (Foto), die Paläste von la Zisa und la Cuba, San Giovanni degli Eremiti, la Chiesa dell’Ammraglio. Alle diese Kunstschätze gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Die normannische Dynastie ging über zu den deutschen Hohenstaufen (1194) durch die Ehe einer Tochter von Roger II mit dem deutschen Kaiser Heinrich VI. Dieser setzte sich allerdings ein unrühmliches Denkmal - er plünderte Sizilien. Ein Chronist der Zeit notierte: „Am kaiserlichen Schloss von Trifels kam aus Sizilien eine Karawane von 150 Lasttieren beladen mit Gold, Seide, Edelsteinen und wertvollen Gegenständen“.

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